Sonntag, 30. April 2017

Alltagsmomente - Liebe Freundin Personenwaage

Blind und "moppelig"

Bereits im Teenager-Alter hatte ich Probleme mit meinem Körpergewicht. Bei einer Körpergröße von 175 cm sind circa 95 kg Gewicht leider schon ganz schön ordentlich.

Nach meiner Erblindung und der Entlassung aus dem Krankenhaus hatte ich bereits ein paar Kilos abgenommen und lag so bei 82 kg. Aber, das sollte sich noch ändern.

Es gibt Menschen, die nach einem Schicksalsschlag keinen Appetit mehr haben und an Gewicht verlieren. Natürlich gibt es aber auch Menschen, die nach einem Schicksalsschlag nur noch futtern können. Ich gehörte zu der zweiten Sorte Menschen. 

Ich verfiel in ein richtiges Frustfressen und stopfte Essen nur noch in mich hinein. 

Essen, essen, essen… 
War mein Motto! 


Samstag, 29. April 2017

Dunkelmomente - Blinde Floristin

Bittere Einsicht

Wie ihr bereits wisst, war ich in meinem sehenden Leben mit Leib und Seele Floristin. Bis heute fehlt mir diese Tätigkeit unheimlich.

Im Oktober 2005, kurz vor Aller Heiligen, fragte ich mich, wo wir die Gestecke für die verstorbenen Familienangehörigen bestellen sollten. Aber kurzer Hand sagte ich zu meiner Tante: „Ich werde das schaffen“, Oliver hilft mir sicherlich dabei.

Und wir schafften es gemeinsam.

Oliver wusste ja genau, wie die Gestecke aussehen sollten und die sahen dann tatsächlich so aus wie früher. Einfach perfekt und ich hatte wieder Spaß und war total stolz auf mich. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf.

Montag, 24. April 2017

Glücksmomente - Gartenarbeit die glücklich macht

Blinde Maulwurfeline buddelt im Garten

Ihr fragt euch sicher, was kann schon ein blinder Mensch im Garten arbeiten? Aber ich sage euch, auch das funktioniert.

Mit meinem lieben Mann Oliver, habe ich unseren Garten gestaltet. Ganz nach meinen Vorstellungen haben wir ihn angelegt, sodass ich genau weiß, wo was eingepflanzt ist, wo welche Blümchen wachsen und ich kann all diese Pflänzchen erfühlen.

Daher fällt es mir tatsächlich leicht, nach Lust und Laune in unserem Garten zu buddeln.

Unkraut zupfen, Unkraut zwischen den Verbundsteinen entfernen, Bäume schneiden, alles kein Problem für mich und es macht mir unglaublich viel Spaß im Garten zu arbeiten. Ich komme so auf andere Gedanken und der Tag allein zuhause ist nicht so furchtbar lang.

Sonntag, 23. April 2017

Glücksmomente & Dunkelmomente liegen nah beieinander

MINI-Liebe

Mein erstes Auto war ein schwarze MINI. Tiefer, breiter und mit allem Schnickschnack ausgestattet. In den neunziger Jahren ein wahrer Hingucker und mein ganzer Stolz, aber irgendwann habe ich mich dann von ihm getrennt.

Im Sommer 2004 flog ist zusammen mit Franzi (damals 8 Jahre alt) auf die Insel Kos. Eine Woche, nur Franzi und ich. Mutter Kind Urlaub sozusagen. In dieser Woche konnte ich Oliver merkwürdiger Weise nur schwer erreichen, aber ich habe mir schließlich nichts dabei gedacht.

Als wir dann wieder zu Hause waren, haben uns Sabine und Michael, unsere lieben Freunde und Nachbarn, zum Begrüßungs-Frühstück eingeladen. Es war richtig schön. Irgendwann habe ich dann Oliver gefragt: „Sag mal, warum konnte man dich eigentlich so schwer erreichen am Telefon?“ Er gab mir zur Antwort, dass er viel zu tun hatte. Michael grinste mich frech an und sagte zu mir:

„Er war mit der kleinen Schwarzen beschäftigt!“.

Freitag, 21. April 2017

Glücksmomente - Blinde Date mit Autor Andreas Pflüger

Blind Date mit einem Thriller-Autor

Autor Andreas Pflüger war für seinen Thriller Endgültig auf der Suche nach einer spät erblindeten Frau, die er zu Recherchezwecken befragen wollte. Er wandte sich an Christa-Maria Rupp, Landesvorsitzende vom Sehbehinderten- und Blindenverband für das Saarland. Christa hatte mir am Anfang meiner Erblindung mit Rat und Tat zur Seite gestanden und war längst so etwas wie eine Mutter für mich geworden. Da war es naheliegend, dass sie mich anrief und mir von Andreas Pflügers Anliegen berichtete.

Nachdem Christa-Maria Rupp den Kontakt zwischen Andreas Pflüger und mir hergestellt hatte, rief er mich wenige Tage später an. Ich war sofort von seiner sympathischen Stimme angetan und freute mich besonders, dass ich mit ihm saarländisch Platt reden konnte, denn Andreas Pflüger ist gebürtiger Saarländer.

Andreas Pflüger nahm seine Recherchen sehr ernst, denn schließlich sollte eine späterblindete Polizistin in seinem Thriller die Hauptrolle spielen und möglichst authentisch handeln.

Wir vereinbarten einen Termin für unser „Blind Date“.

Dienstag, 18. April 2017

Alltagsmomente - Fensterputzen



Blindes Huhn putzt Fenster

Sicherlich fragt ihr euch, wie ein blinder Mensch Fenster putzen kann, denn diese Frage habe ich mir am Anfang meiner Erblindung ebenso gestellt. Ich war mir sicher, dass das schier undenkbar und unmöglich ist. Also haben wir Fensterputzer engagiert.

Sonntag, 16. April 2017

Alltagsmomente - Behindertenparkplatz

24 Stunden Dunkelheit für respektlose Sprüche

Es gibt Menschen, so wie mich, die in ihrer Mobilität so stark eingeschränkt sind, dass sie einen Schwerbehindertenausweis bekommen, der sie und die Begleitperson dazu berechtigt, auf einem Schwerbehindertenparkplatz zu parken. Diese Ausweise kann man nicht am Kiosk kaufen und es steckt ein langer gutachterlicher Prozess dahinter. Da ich also selbst kein Auto fahren kann und auf eine ständige Begleitung angewiesen bin, darf aber derjenige der mich fährt, mit seinem Auto auf einem dieser gesondert gekennzeichneten Parkplätze parken.

Zu so einem Behindertenparkplatz, möchte ich euch mal eine unglaubliche Geschichte erzählen.

Alltagsmomente - Stimmen

Wenn Stimmen Menschen zeichnen

Menschen, die mich jeden Tag begleiten oder mit denen ich viel zu tun habe, erkenne ich an ihren Stimmen. Wenn man sie, wie ich, im vorherigen Leben gesehen hat, weiß man auch noch ungefähr wie sie aussehen. Kinder wachsen und verändern sich und andere Menschen werden älter, dazu gehören graue Haare und Falten, aber in meiner Erinnerung bleiben sie immer so, wie ich sie zum letzten Mal gesehen habe.

Donnerstag, 13. April 2017

Alltagsmomente - Treppensturz

Telefonierende Bügeleisen-Wegräum-Aktion

Als sehender Mensch bin ich zur Welt kommen und erst vor zwölf Jahren erblindet, dadurch hatte ich das große Glück zu sehen, wie unser Haus innen und außen aussieht. In meiner optischen Erinnerung, kenne ich also alle Räume und unser offenes Treppenhaus.

So, ihr Lieben, jetzt werde ich euch mal von meinem super tollen Treppensturz erzählen.

Mittwoch, 12. April 2017

Glücksmomente - Smartphone, WhatsApp & Co.

Handy-Freak

Als sehender Mensch war ich der totale Handy-Freak und habe SMS geschrieben, bis mir die Finger weh taten.

Als ich dann erblindete, war mein Handy zunächst für mich eine traurige Geschichte.


Erst im Sommer 2012 wurde ich eines Besseren belehrt und bekam ein Handy, extra für blinde Menschen. Telefonieren, SMS schreiben, all das war wieder möglich, echt super! Das Handy konnte mit mir sprechen, buchstabierte mir meine SMS. Es war einfach wunderbar.

Irgendwann fragte mich ein Freund, ob ich nicht bei WhatsApp sei. Ich fragte meine Tochter Franzi, was das sei. Franzi gab mir zur Antwort: „Mama, das kannst du mit deinem Handy nicht machen, das geht nur mit einem Smartphone“.

Na prima, dachte ich mir, und wieder nichts für blinde.

Dienstag, 11. April 2017

Dunkelmomente - Schlechtes Wetter

Düstere Gedanken und das Warten auf Sonne

Bei uns im Saarland ist heute sehr schlechtes Wetter. 
Es ist bewölkt und trüb und genauso ist heute auch mein Gemütszustand. Ich habe die totale Schwärze vor den Augen und deshalb geht es mir heute auch nicht gut.

Ich würde mich am liebsten in eine Ecke verkriechen und einfach nur weinen. Es geht mir wirklich nicht besonders. Man fängt an wieder alles Revue passieren zu lassen und stellt sich erneut die Fragen:

Warum ist mir das passiert?

Warum habe ich diese Sinus-Venen-Thrombose eigentlich überlebt?

Wie geht es weiter?

Ich soll das Ganze noch mindestens 30 Jahre mitmachen?

Dunkelmomente - Der Anfang von Dunkel

Wie alles begann

Bis zum Tag X, der mein ganzes Leben verändern sollte, hatte ich ein schönes Leben. Ich war selbstständige Floristin, besaß einen eigenen Blumenladen, war mit Mann, Kind, Hund und Haus ein glücklicher Mensch. Alles prima.

Im Dezember 2004 hatte ich eine starke Grippe, die ich auf Grund meiner Selbstständigkeit nicht auskuriert hatte. Meine Beschwerden wurden einfach nicht besser und ich hatte wahnsinnig heftige Kopfschmerzen. Dolormin Extra wurde mein bester Freund und ich Stammkundin in der Apotheke. 

Samstag, 8. April 2017

Glücksmomente - Kommissarin oder Karnevalsprinzessin

Ein Interview


Wie ich Autor Andreas Pflüger, bei seinen Recherchen zu seinem Thriller Endgültig, unterstützen konnte.

Aaron ist eine Superwoman. Und das darf sie auch, schließlich ist sie eine Romanheldin. Ist sie deshalb auch eine Superblinde? Andreas Pflüger suchte im Zuge seiner Recherche den Kontakt zu blinden Frauen, unter ihnen Kerstin Müller-Klein. Sie erinnert sich an den Besuch des Autors und spürt den Parallelen zwischen ihr und Aaron nach.

Mit 31 Jahren ist Aaron erblindet. Ich auch. Bei einem missglückten Polizeieinsatz verlor sie ihr Augenlicht, durch einen Schuss, von jetzt auf gleich. Bei mir lagen fünf Tage zwischen jetzt und gleich. Dann sah ich nichts mehr. Kein Licht. Nichts. Die Folge einer Sinusvenenthrombose, ein Gerinnsel hat den Sehnerv abgedrückt. Von tausend Patienten trifft es einen.

Dienstag, 4. April 2017

Witzmomente - Wassereis in Schinken-Sahnesoße

Rezeptkreation


Nach einiger Zeit habe ich mich auch wieder ans Kochen gewagt, schließlich hatte Franzi Hunger, wenn sie aus der Schule kam.

Eines Tages beschloss ich Schlupfnudeln mit Schinken-Sahne-Soße zum Mittagessen zu machen. Die Schlupfnudeln lagen im Gefrierschrank, da wo ich sie hingelegt hatte, habe ich gedacht. Also holte ich die angeblichen Schupfnudeln aus dem Gefrierschrank, sie fühlten sich auch eigentlich wie Schlupfnudeln an!

Montag, 3. April 2017

Witzmomente - Blauschimmelkäse

Veräppelt

Blinde zu veräppeln kann schon sehr lustig sein! 

Ich hasse zum Beispiel Blauschimmel-Käse. Natürlich ist das Oliver, meinem lieben Ehemann bekannt. Ich durfte in der letzten Woche, während meines langen Krankenhausaufenthalts, nachmittags immer nach Hause. Die Kommunion von Franzi, unserer Tochter, war da gerade vorbei und es bleibt ja immer so einiges an Essen übrig, bei so einem Fest. 

Der erste Post

Hier entsteht mein Lichtscherben Blog.

Bitte habt noch etwas Geduld.

Liebe Grüße

Kerstin