Mittwoch, 11. Oktober 2017

Glücksmomente - Blinde Begegnung

Danke lieber Lichtscherben Blog


Am 5. Oktober machte ich mich mal wieder allein auf den Weg. Mein Weg führte mich dieses Mal nach Bad Bensheim, wo am Abend die Lesung zu Andreas Pflügers neuem Thriller Niemals stattfinden sollte.

Ach, was für eine angenehme Bahnfahrt. Nicht zu vergleichen mit meiner holperigen und chaotischen Fahrt in die Schweiz (Klick HIER, wenn du die Story noch nicht gelesen hast).

Sogar die gebuchte Umstiegshilfe für mobilitätseingeschränkte Menschen funktionierte einwandfrei. Ein netter Bahn-Mitarbeiter begleitete mich zum richtigen Gleis und blieb sogar bei mir, bis die Regionalbahn eintrudelte. Dann brachte er mich zu meinem Abteil, stellte meinen Trolley ins Abteil und teilte mir mit, ich könne mich nun setzten. Als er sich verabschiedet hatte, nicht ohne vorher meinen herzlichen Dank zu erhalten, drehte ich mich um und viel erst einmal prompt über den Trolley. Erst im letzten Moment konnte ich mich noch so eben auffangen.

Herzlich willkommen! Ich war im Zugabteil angekommen.

Als sich eine sympathische Stimme räusperte (ich habe euch ja schon berichtet, wieviel Wert ich auf sympathische Stimmen lege) fragte ich, ob noch ein Platz für mich frei wäre. Die sehr symphytische Stimme antwortete: “Ich glaube schon“.

Ich glaube schon, dachte ich, das muss er doch schließlich sehen. Ich ertastete einen Platz, setzte mich hin und klappte meinen Langstock zusammen. Ja sagte ich: „

„So ist das mit den Blinden. Die sehen eben nicht ob noch ein Platz frei ist“.

Die sympathische Stimme räusperte sich erneut, bevor sie sagte:

„Ich bin auch blind“.

„Das ist ja lustig“, rutschte es mir heraus.

Wir kamen ins Gespräch. Jeder von uns beiden erzählte dem anderen etwas von seinem Schicksal und der Blindheit. Wir redeten und redeten. Ich erwähnte noch den Lichtscherben Blog, wie sehr ich mich freue, dass er existiert und wie schön es ist, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Unsere gemeinsame Fahrt verging wie im Fluge und irgendwann verabschiedeten wir uns, da er an seinem Ziel angekommen war und weg war er.

Erst dann wurde mir bewusst, dass ich noch nicht einmal nach seinem Namen
gefragt hatte, ich blöde Kuh. Naja, ich hatte wenigstens eine schöne Unterhaltung, so dass ich nach meiner Heimkehr Oliver davon erzählte. Zufälle gibt es.

Vier Tage später. Ich wollte gerade mein Handy ausmachen und ins Bett gehen, da sagte mir meine liebe nette Handystimme, es sei eine neue Facebook-Mitteilung da. Ich fuhr mit dem Finger über das Display und bekam gesagt: „Klaus B. hat dir eine Nachricht geschickt“.

Leicht verunsichert, sagte ich noch zu Oliver, dass ich keinen Klaus B. kennen würde. „Lass dir die Nachricht vorlesen“, war seine Antwort und so tat ich dies auch.

Ihr ahnt sicher nicht was jetzt kommt! 

Klaus B. schrieb mir im Auftrag seines Freundes Martin, der mich im Zug nach Bad Bensheim kennengelernt hätte. Klaus schrieb, dass wir uns ja so nett unterhalten hätten und Martin würde dies gern wiederholen, also erneut mit mir reden. Sogar die Handynummer von Martin war dabei. Ich musste lächeln und zeigte Oliver die Nachricht.

Am nächsten Morgen habe ich Martin eine Nachricht geschrieben und nur Minuten später rief er mich direkt an. Und als würden wir uns schon ewig kennen, redeten und redeten wir über Gott und die Welt, über Blindheit, Ablehnung in der Gesellschaft und so vieles mehr.

Und nun bleiben wir in Kontakt.

Also, meine Lieben. Ist es nicht witzig, dass man selbst wenn man weder Namen noch Telefonnummer ausgetauscht hat, trotzdem gefunden werden kann? Nun ja, ein bisschen Glück hatte die Begegnung ja nun doch auch, denn meine Erwähnung des Lichtscherben Blogs, hat uns zwei Blinde wieder zusammengebracht.

Herzliche Grüße

Eure Kerstin

PS: Dieser Beitrag enthält zwei Bilder. Das Titelbild zeigt ein weißes, schlichtes Papier, auf das gerade die Wörter Thank you geschrieben werden. Das zweite Bild zeigt ein Facebook-Icon.

2 Kommentare:

  1. Was für eine nette Begegnung!
    Toll, dass ihr euch über Facebook wieder gefunden habt. Das ist sicher der Beginn einer guten Freundschaft.
    Viele Grüsse
    Silvia

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    1. Hallo liebe Silvia. ja-es war echt eine nette Begegnung und ich bin immer noch sehr überrascht, auf welchem Weg ich gefunden wurde. Warten wir mal ab, wie sich die Freundschaft entwickelt. Es ist nicht immer alles Gold was glänzt so und ich habe auch schon negative Erfahrungen gemacht. Liebe Grüße… Kerstin 😉

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