Blind Date mit einem Thriller-Autor
Autor Andreas Pflüger war für seinen Thriller Endgültig auf der Suche nach einer spät
erblindeten Frau, die er zu Recherchezwecken befragen wollte. Er wandte sich an
Christa-Maria Rupp, Landesvorsitzende vom
Sehbehinderten- und Blindenverband für das Saarland. Christa hatte mir am
Anfang meiner Erblindung mit Rat und Tat zur Seite gestanden und war längst so etwas
wie eine Mutter für mich geworden. Da war es naheliegend, dass sie mich anrief
und mir von Andreas Pflügers Anliegen
berichtete.
Nachdem Christa-Maria Rupp den Kontakt zwischen Andreas Pflüger und mir hergestellt
hatte, rief er mich wenige Tage später an. Ich war sofort von seiner
sympathischen Stimme angetan und freute mich besonders, dass ich mit ihm saarländisch
Platt reden konnte, denn Andreas
Pflüger ist gebürtiger Saarländer.
Andreas
Pflüger nahm seine Recherchen sehr ernst, denn schließlich sollte eine
späterblindete Polizistin in seinem Thriller die Hauptrolle spielen und
möglichst authentisch handeln.
Wir
vereinbarten einen Termin für unser „Blind Date“.
Der Tag
unseres Treffens rückte immer näher und ich war total aufgeregt! Einen so
bekannten Autor in Empfang zu nehmen zu dürfen, war mich schlicht weg
unvorstellbar. Auch wenn ich bis dahin noch keines seiner Bücher gelesen hatte,
waren mir aber einige seiner Tatorte bekannt, die er als Drehbuchautor
geschrieben hatte.
Etwas
schick gemacht, wartete ich ungeduldig bis es an der Haustür klingelte. Oh,
dachte ich: jetzt bleib ganz locker und sei einfach wie immer. Ich öffnete die
Haustür und er sagte:
„Hallo,
Frau Müller-Klein, ich bin Andreas Pflüger.“
Ich bat
ihn herein und wir gaben uns die Hand. Ach, er ist wirklich nett. Ich
fing an ihn mir bildlich vorzustellen, was nicht immer ganz einfach ist und
manchmal kann das mit dem Zusammenbau auch lustig enden, denn meistens liege
ich damit völlig falsch.
Er nahm in
der Küche Platz und ich fragte ihn höflich, ob er etwas trinken möchte. Ich gab
ihm sein Getränk und er packte seine ganzen Utensilien aus, die er für das
Interview benötigte.
Die Zeit
verging wie im Fluge und es war wirklich lustig, interessant und auch
sehr emotional. Andreas stellte mir verschiedene Fragen, dessen Antworten er für
die Recherchen zu seinem Thriller benötigte. Ich habe all diese Fragen mit
meinem besten Wissen und meinen persönlichen Erfahrungen als Blinde beantwortet.
Nach einer Weile habe ich nur noch gequatscht und ihm meine ganze Geschichte
erzählt. Ich erläuterte zudem meine Hilfsmittel, wie z.B. das Farblesegerät,
mein Diktiergerät und meine sprechende Küchen- und Personenwaage. Andreas
schien sehr glücklich, dass ich ihm so unkompliziert von meiner Blindheit
erzählte.
Irgendwann
hatte ich die Idee, ihn zu uns einzuladen, wenn er mal wieder im Saarland ist
und er freute sich, aber ich hatte bereits einen Hintergedanken:
Wir würden
im Dunkeln kochen oder einen Kuchen backen.
Ich
spürte, wie erschrocken er zunächst über diese Idee war, auch wenn das sicher lustig
wäre, wenn ein Sehender im Dunkeln kochen oder backen soll. „O.K“, sagte er, „das
machen wir!“. Und ich antwortete ihm erneut, dass er danach jedoch meine Küche
putzen müsste, denn sie würde danach sicher aussehen, wie ein verbranntes Dorf.
Als Oliver
später nach Hause kam, saß Andreas noch immer in unserer Küche und so stellte
er auch Oliver noch einige Fragen und bald waren wir ganz vom Thema Blindheit
abgekommen.
Irgendwann
musste Andreas dann auch schon wieder weiter. Wir verabschiedeten uns wie zwei
gute alte Freunde, die sich schon jahrelang kennen.
Wenn es
passt, dann passt es einfach!
„Wir
bleiben in Kontakt, Kerstin“, sagte er „und wenn ich weiterhin Fragen habe, darf
ich dich dann auch anrufen?“ „Ja klar“, sagte ich, „das ist doch kein Problem
und ich helfe dir gerne weiter!“
Nun sind
inzwischen zwei Jahre vergangen und wir pflegen immer noch einen
freundschaftlichen Kontakt, wenn auch nicht regelmäßig, da er ja ein
vielbeschäftigter Mann ist, aber wenn er Fragen hat, meldet er sich natürlich
und es wird auf saarländisch Platt gequatscht.
Andreas Pflüger ist wirklich ein ganz, ganz lieber Mensch
und ich bin sehr froh und dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte. Nicht
jeder Autor wagt sich an eine blinde Polizistin als Hauptfigur in einem Roman
heran und so bin ich ganz stolz, ihn dabei ein wenig zu unterstützen.
In einem
späteren Beitrag werde ich euch noch ausführlich über den Thriller Endgültig berichten, den ich als Hörbuch
genossen habe.
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Eure
Kerstin
Info:
AndreasPflüger wurde 1957 in Thüringen geboren, wuchs im Saarland auf und lebt seit
vielen Jahren in Berlin. Er ist einer der renommiertesten deutschen
Drehbuchautoren. Zu seinen mehrfach ausgezeichneten Arbeiten zählen u. a. Der
neunte Tag und Strajk, in der Regie von Volker Schlöndorff, sowie über zwanzig
Tatorte. Endgültig ist sein zweiter Roman. (Quelle: Suhrkamp Verlag)
Eine Rezension zum Thriller Endgültig findet ihr auf Anjas Blog Nisnis Bücherliebe.
Anmerkung:
Dieser
Beitrag enthält Bilder. Das erste zeigt eine feine blaue Silhouette zweier Menschen, die miteinander sprechen. Zwischen den beiden Köpfen steht in englische Sprache: Maybe we should talk. Das zweite Bild zeigt das Buchcover des Thrillers Endgültig von Andreas Pflüger und das letzte Bild, zeigt den Autor selbst, lachend, in einem weißen Hemd, an einem sonnigen Tag.
Hallo Kerstin,
AntwortenLöschendu hast das Zusammentreffen wirklich super beschrieben, ich konnte mir gut vorstellen, wie ihr dasitzt und snakt. Was ist denn eigentlich saarländisches Platt? Kannst du mal ein Beispiel geben.
Generell finde ich Recherchearbeiten von Autoren immer hochspannend (obwohl ich "nur" Leser und Bloggerin bin.
Viele Grüße, Daniela
Huhu 😉 Ja-das Treffen mit Andreas war echt klasse und wir hatten wirklich viel Spaß. Zwei Saarländer unter sich und du möchtest jetzt von mir noch etwas auf Saarländisch Blatt? Ach, du lieber Gott-na dann ...Eich han Dir doch eppes gesaat-awer wäschte watt?loss ett gudd senn! Jetzt fang du mal an dies zu übersetzen und wenn du denkst, du weißt was es heißt melde dich einfach bei mir liebe Grüße 😜
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