Man muss nur mutig sein
und Ideen entwickeln, um zu helfen
Ein Mädchen aus unserem Dorf ist mehrfach behindert und trauriger
Weise ohne Augen zur Welt gekommen.
Ja, ihr habt leider richtig gelesen, ihr
fehlen beide Augen.
Für die Familie wurden im Laufe der Jahre zahlreiche
behindertengerechte Umbaumaßnahmen von Nöten, die auch alle finanziert werden
mussten. Betroffen von diesen traurigen und bitteren Fakten reiften bei Oliver
und mir Überlegungen, wie wir diese Familie unterstützen könnten und bald
darauf stand fest, wir organisieren ein Benefizfest für das damals zwölfjährige
Mädchen.
Wir begonnen mit den Planungen, begaben uns auf
Sponsoren-Suche, sammelten Kuchenspenden und suchten freiwillige Helfer und als Highlight
planten wir ein Dunkel-Café.
Ich beriet mich mit meiner Freundin und Ersatz-Mutter
Christa (geburtsblind) und mit einem befreundeten Pärchen, Mechtild (blind) und
Uwe (stark sehbehindert), wie das ganze am besten gestaltet werden sollte. Die
Ideen aus diesem gemeinsamen Brainstorming setzte Oliver dann in mühseliger und
langer Arbeit, in einem Kellerraum der alten Schule unseres Dorfes, um.
Mühselig deshalb, weil es gar nicht einfach ist, alle Fugen, Ritzen und
Schlitze so abzukleben, bis es tatsächlich stockdunkel ist. Mein Mann ist ein
Held. Er hat es geschafft.
Oliver baute vor der Tür des verdunkelten Raumes ein Art
Vorraum auf, der bereits sehr verdunkelt war, damit sich die Augen der Café-Besucher
bereits an die Dunkelheit gewöhnen konnten. In dem Raum positionierten wir vier
Tische für je vier Personen und Christa, Mechtild und Uwe stellten sich zur Verfügung,
um die Gäste mit Kaffee und Kuchen zu bedienen.
Als der Tag des Benefizfestes näher rückte, waren wir alle
sehr aufgeregt. Wir konnten nicht abschätzen, wie viele Gäste wir erwarten
durften und wie viel Unterstützung wir von anderen bekämen. Als es dann soweit
war, war es einfach nur großartig und überwältigend, wie viele Menschen zu
diesem Fest kamen.
Der Andrang vor unserem Dunkel-Café war unglaublich hoch,
trotz dass wir vor Betreten des Cafés Uhren und Handys einsammelten, um
auszuschließen, dass niemand ein Licht anmachen konnte. Natürlich platzierten
wir einen Freund im Café, der passte auf das niemand schummelte. Meine drei
Freunde hatten alle Hände voll zu tun.
Die Gäste waren sehr angetan und sie fanden es äußerst
spannend im Dunkel Kaffee zu trinken, diesen mit Milch und Zucker anzureichern
und Kuchen mit Sahne zu essen.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass einige
Gäste danach beschmutzte T-Shirts und vollgekleckerten Hosen besaßen. Grins!
Viele der Besucher kamen nachher zu mir. Sie waren berührt
und erschrocken zu gleich, wie es ist anfühlt sich in einem dunklen Raum
aufzuhalten und zu essen. Genau das wollte ich damit erreichen.
Sie sollten für eine kurze Zeit erleben, wie es sich
anfühlt, in einer dunklen Welt zu leben.
Das Fest war also ein voller Erfolg für beide Seiten. Die
Gäste erlebten kurzfristig wie sich Blindheit anfühlt und die Familie des
Mädchens aus unserem Dorf, konnte mit den vielen freundlichen Spenden den
behindertengerechten Umbau des Badezimmers in Angriff nehmen, bei dem Oliver
tatkräftig unterstützte.
Wieder einmal hatte ich eine sinnvolle Aufgabe gefunden, um
anderen Menschen zu helfen und deshalb zählt dieses Benefizfest zu meinen
persönlichen Glücksmomenten.
Eure Kerstin
Anmerkung:
Dieser Beitrag enthält zwei Bilder. Das erste Bild ist eine schwarzweiß Aufnahme. Eine junge Frau liegt auf dem Boden, ihre langen Haare liegen fächerartig auf dem Boden und sie hält sich ihre Augen zu. Das zweite Bild zeigt eine Tasse Kaffee und einen Teller mit einem Stück Torte.
Anmerkung:
Dieser Beitrag enthält zwei Bilder. Das erste Bild ist eine schwarzweiß Aufnahme. Eine junge Frau liegt auf dem Boden, ihre langen Haare liegen fächerartig auf dem Boden und sie hält sich ihre Augen zu. Das zweite Bild zeigt eine Tasse Kaffee und einen Teller mit einem Stück Torte.
Das ist eine tolle Idee von euch gewesen.
AntwortenLöschenVielen Dank für die lieben Worte. Ja-es war ein tolles Projekt und hat sehr viel Spaß gemacht. Vor allem konnten wir in der Familie helfen. Ganz liebe Grüße…
LöschenLiebe Kerstin,
AntwortenLöschenüber Anja habe ich deinen Blog gefunden und ich freue mich sehr! Es ist ganz wunderbar zu lesen, wie positiv du für deine Umwelt bist und welch Stütze du sein kannst und willst. Die Idee mit der Benefitzveranstaltung war klasse! Ich selbst war in Stuttgart mal vor vielen Jahren bei einem Dunkelessen. Es war eine besondere Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Ich empfehle sie jedem Sehenden. Sich unbeholfen zu fühlen und zu merken, wie blinde Menschen in dieser für uns dunklen Welt ihre Sicherheit zurückgewinnen, war erstaunlich. Ich wünsche mir, dass wir alle gegenseitige Berührungsängste über Bord werfen und aufeinander und mit Interesse zugehen.
Weiterhin alles Gute für dich und dass du noch viele tolle Projekte in Angriff nehmen wirst.
Herzlichst, Monerl