Freitag, 21. April 2017

Glücksmomente - Blinde Date mit Autor Andreas Pflüger

Blind Date mit einem Thriller-Autor

Autor Andreas Pflüger war für seinen Thriller Endgültig auf der Suche nach einer spät erblindeten Frau, die er zu Recherchezwecken befragen wollte. Er wandte sich an Christa-Maria Rupp, Landesvorsitzende vom Sehbehinderten- und Blindenverband für das Saarland. Christa hatte mir am Anfang meiner Erblindung mit Rat und Tat zur Seite gestanden und war längst so etwas wie eine Mutter für mich geworden. Da war es naheliegend, dass sie mich anrief und mir von Andreas Pflügers Anliegen berichtete.

Nachdem Christa-Maria Rupp den Kontakt zwischen Andreas Pflüger und mir hergestellt hatte, rief er mich wenige Tage später an. Ich war sofort von seiner sympathischen Stimme angetan und freute mich besonders, dass ich mit ihm saarländisch Platt reden konnte, denn Andreas Pflüger ist gebürtiger Saarländer.

Andreas Pflüger nahm seine Recherchen sehr ernst, denn schließlich sollte eine späterblindete Polizistin in seinem Thriller die Hauptrolle spielen und möglichst authentisch handeln.

Wir vereinbarten einen Termin für unser „Blind Date“.
Der Tag unseres Treffens rückte immer näher und ich war total aufgeregt! Einen so bekannten Autor in Empfang zu nehmen zu dürfen, war mich schlicht weg unvorstellbar. Auch wenn ich bis dahin noch keines seiner Bücher gelesen hatte, waren mir aber einige seiner Tatorte bekannt, die er als Drehbuchautor geschrieben hatte.

Etwas schick gemacht, wartete ich ungeduldig bis es an der Haustür klingelte. Oh, dachte ich: jetzt bleib ganz locker und sei einfach wie immer. Ich öffnete die Haustür und er sagte:

„Hallo, Frau Müller-Klein, ich bin Andreas Pflüger.“

Ich bat ihn herein und wir gaben uns die Hand. Ach, er ist wirklich nett. Ich fing an ihn mir bildlich vorzustellen, was nicht immer ganz einfach ist und manchmal kann das mit dem Zusammenbau auch lustig enden, denn meistens liege ich damit völlig falsch.

Er nahm in der Küche Platz und ich fragte ihn höflich, ob er etwas trinken möchte. Ich gab ihm sein Getränk und er packte seine ganzen Utensilien aus, die er für das Interview benötigte.


Nach gar nicht langer Zeit waren wir schon beim Du und unterhielten uns auf saarländisch Platt.

Die Zeit verging wie im Fluge und es war wirklich lustig, interessant und auch sehr emotional. Andreas stellte mir verschiedene Fragen, dessen Antworten er für die Recherchen zu seinem Thriller benötigte. Ich habe all diese Fragen mit meinem besten Wissen und meinen persönlichen Erfahrungen als Blinde beantwortet. Nach einer Weile habe ich nur noch gequatscht und ihm meine ganze Geschichte erzählt. Ich erläuterte zudem meine Hilfsmittel, wie z.B. das Farblesegerät, mein Diktiergerät und meine sprechende Küchen- und Personenwaage. Andreas schien sehr glücklich, dass ich ihm so unkompliziert von meiner Blindheit erzählte.

Irgendwann hatte ich die Idee, ihn zu uns einzuladen, wenn er mal wieder im Saarland ist und er freute sich, aber ich hatte bereits einen Hintergedanken:

Wir würden im Dunkeln kochen oder einen Kuchen backen.

Ich spürte, wie erschrocken er zunächst über diese Idee war, auch wenn das sicher lustig wäre, wenn ein Sehender im Dunkeln kochen oder backen soll. „O.K“, sagte er, „das machen wir!“. Und ich antwortete ihm erneut, dass er danach jedoch meine Küche putzen müsste, denn sie würde danach sicher aussehen, wie ein verbranntes Dorf.

Als Oliver später nach Hause kam, saß Andreas noch immer in unserer Küche und so stellte er auch Oliver noch einige Fragen und bald waren wir ganz vom Thema Blindheit abgekommen.

Irgendwann musste Andreas dann auch schon wieder weiter. Wir verabschiedeten uns wie zwei gute alte Freunde, die sich schon jahrelang kennen.

Wenn es passt, dann passt es einfach!

„Wir bleiben in Kontakt, Kerstin“, sagte er „und wenn ich weiterhin Fragen habe, darf ich dich dann auch anrufen?“ „Ja klar“, sagte ich, „das ist doch kein Problem und ich helfe dir gerne weiter!“

Nun sind inzwischen zwei Jahre vergangen und wir pflegen immer noch einen freundschaftlichen Kontakt, wenn auch nicht regelmäßig, da er ja ein vielbeschäftigter Mann ist, aber wenn er Fragen hat, meldet er sich natürlich und es wird auf saarländisch Platt gequatscht.

Andreas Pflüger ist wirklich ein ganz, ganz lieber Mensch und ich bin sehr froh und dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte. Nicht jeder Autor wagt sich an eine blinde Polizistin als Hauptfigur in einem Roman heran und so bin ich ganz stolz, ihn dabei ein wenig zu unterstützen.

In einem späteren Beitrag werde ich euch noch ausführlich über den Thriller Endgültig berichten, den ich als Hörbuch genossen habe.


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Eure Kerstin

Info:

AndreasPflüger wurde 1957 in Thüringen geboren, wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Er ist einer der renommiertesten deutschen Drehbuchautoren. Zu seinen mehrfach ausgezeichneten Arbeiten zählen u. a. Der neunte Tag und Strajk, in der Regie von Volker Schlöndorff, sowie über zwanzig Tatorte. Endgültig ist sein zweiter Roman. (Quelle: Suhrkamp Verlag)

Eine Rezension zum Thriller Endgültig findet ihr auf Anjas Blog Nisnis Bücherliebe.

Anmerkung:


Dieser Beitrag enthält Bilder. Das erste zeigt eine feine blaue Silhouette zweier Menschen, die miteinander sprechen. Zwischen den beiden Köpfen steht in englische Sprache: Maybe we should talk. Das zweite Bild zeigt das Buchcover des Thrillers Endgültig von Andreas Pflüger und das letzte Bild, zeigt den Autor selbst, lachend, in einem weißen Hemd, an einem sonnigen Tag.

2 Kommentare:

  1. Hallo Kerstin,
    du hast das Zusammentreffen wirklich super beschrieben, ich konnte mir gut vorstellen, wie ihr dasitzt und snakt. Was ist denn eigentlich saarländisches Platt? Kannst du mal ein Beispiel geben.
    Generell finde ich Recherchearbeiten von Autoren immer hochspannend (obwohl ich "nur" Leser und Bloggerin bin.
    Viele Grüße, Daniela

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    1. Huhu 😉 Ja-das Treffen mit Andreas war echt klasse und wir hatten wirklich viel Spaß. Zwei Saarländer unter sich und du möchtest jetzt von mir noch etwas auf Saarländisch Blatt? Ach, du lieber Gott-na dann ...Eich han Dir doch eppes gesaat-awer wäschte watt?loss ett gudd senn! Jetzt fang du mal an dies zu übersetzen und wenn du denkst, du weißt was es heißt melde dich einfach bei mir liebe Grüße 😜

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